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Enges Zusammenspiel

An der Umsetzung des Betriebskonzepts «Wohnen mit Dienstleistungen» im Neuhushof sind drei Hauptakteure beteiligt. Nebst der WGL sind dies eine Betreuungsperson und die Spitex Littau. Als Erfolgsfaktor erweist sich unter anderem die partielle Verknüpfung derer Rollen.

 

Bereits 2012 beschäftigte sich WGL-Präsident Hansruedi Furrer vertieft mit der Konkretisierung seiner Vision von «Wohnen mit Dienstleistungen» im Neuhushof. Ihm war es ein Anliegen, einen Ort zu schaffen, an dem ältere Menschen zu einem fairen Mietzins selbstbestimmt und sicher wohnen können. Dazu schwebte ihm die Unterstützung der Mieterinnen und Mieter durch eine Betreuungsperson vor. Dank seiner guten Vernetzung ergab sich ferner eine wertvolle Zusammenarbeit mit der Spitex Stadt Luzern. Deren damaliger Präsident sprach Hansruedi Furrer auf die geplanten Wohnhäuser auf dem Neuhushof-Areal an und erwähnte, dass die Spitex in Littau einen neuen, grösseren Regionalstandort suche. In der Folge wurde man sich rasch einig, im WGL-Langbau Räumlichkeiten für die Pflegeinstitution zu konzipieren. Wünsche der Spitex konnten so bei der Planung der Räume berücksichtigt werden. Ausserdem zeigte eine Spitex-Mitarbeiterin Interesse an der vorgesehenen Teilzeitstelle für die Betreuung der Mieterinnen und Mieter. Die Zusammenarbeit mit ihr konnte bereits vor der Fertigstellung und dem Bezug der WGL-Wohngebäude vereinbart werden.

Weil die WGL die Bedeutung der Betreuungsperson für das Projekt im Neuhushof als sehr hoch einstuft und einen engen Austausch mit der Stelleninhaberin als wichtig erachtet, wurde diese zudem als Fachfrau für den Bereich Soziales in den WGL-Vorstand berufen.

 

Rolle der WGL
Die WGL ist Investorin/Inhaberin und gleichzeitig Betreiberin der beiden Liegenschaften Neuhushof. Aus dieser Doppelfunktion ergeben sich folgende Vorteile:

➤ Die unterschiedlichen Hauptinteressen von Investorin/Inhaberin und Betreiberin lassen sich leichter aufeinander abstimmen. «Bei uns bilden Denkweise und Vorgehen eine Union», so WGL-Präsident Hansruedi Furrer.

 

  • Ziel Investorin/Inhaberin: Vermietung sämtlicher Wohnungen, Erhalt Gebäude/Infrastruktur (wird sichergestellt durch die beauftragte Albisser-Treuhand AG).

  • Ziel Betreiberin: Zufriedenheit der Bewohnerschaft hinsichtlich Wohnungen/Infrastruktur sowie Wohnkonzept (wird sichergestellt durch die beauftragte Albisser-Treuhand AG und den von ihr angestellten Abwart sowie durch die Zusammenarbeit der WGL mit der Betreuungsperson).

➤ Kurze Informationswege: Die Kommunikation geschieht ohne Umwege über einen anderen für den Betrieb verantwortlichen Akteur.

➤ Die Strategie könnte im Bedarfsfall sofort beeinflusst werden.

➤ Da die WGL als Investorin/Inhaberin ihre Projekte nicht zuvorderst nach monetären Aspekten ausrichtet und deshalb die Wohnungen nicht in einem rasanten Eiltempo belegen muss, kann die Verwaltung auf eine möglichst ausgewogene (Alters-)Durchmischung der Bewohnerschaft achten. Um auch jüngere Mieterparteien zu gewinnen, wurde beispielsweise nach einer Lösung gesucht, einem Familienvater einen Autoabstellplatz unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Eine gute Bewohnerzusammensetzung könne die Nachbarschaftshilfe begünstigen und zur Zufriedenheit der Mieterinnen und Mieter  beitragen, ist Hansruedi Furrer überzeugt. Als Folge reduziere sich die Mieterfluktuation und dadurch wiederum der Verwaltungsaufwand.

 

Rolle der Betreuungsperson
Gesucht war eine geeignete Fachperson mit vertrauensbildender, menschlicher Ausstrahlung. Der Glücksfall wollte es, dass sich eine auf diese Kriterien passende Mitarbeiterin der Spitex Littau für die 20-Prozent-Stelle interessierte. Zusätzlich zu ihrem Arbeitspensum bei der Spitex (60 Prozent) ist sie jeweils am Montag-, Mittwoch- und Freitagnachmittag von 14 bis 17 Uhr in ihrem Büro im WGL-Langbau anwesend. Sie informiert und berät die Bewohner, vermittelt Wahlleistungen externer Anbieter, organisiert Aktivitäten und fördert die Vernetzung der Bewohner (mehr dazu siehe Dienstleistungsmodell Seite 17). 

Die Beschäftigung einer Spitex-Mitarbeiterin als Betreuungsperson bringt diverse zusätzliche positive Aspekte mit sich:

➤ Die Stelleninhaberin selber empfindet das zusätzliche Engagement als willkommene Ergänzung zu ihrer sonst ebenfalls sozialen, aber schwergewichtig pflegerischen Tätigkeit bei der Spitex.
 
➤ Für die Vertretung der Betreuungsperson konnte eine optimale Lösung gefunden werden: Die Betreuungsperson und eine weitere Mitarbeiterin der Spitex Littau vertreten sich bei (Ferien-)Abwesenheiten gegenseitig.

➤ Allen Bewohnerinnen und Bewohnern steht kontinuierlich eine ihnen vertraute und im Umgang mit älteren Menschen versierte Ansprechpartnerin zur Seite.

Schnittstellen zwischen WGL und Spitex bezüglich der Betreuungsperson ergeben sich bei der Lohnzahlung und den Führungs- sowie Weisungsbefugnissen. Um die Lohnauszahlungsmodalität zu vereinfachen, kauft die WGL die Leistung der Betreuungsperson bei der Spitex Luzern ein. Diese ist für die Lohnauszahlung und Abrechnung der Sozialleistungen zuständig. Führung und Weisungen obliegen der WGL und der Spitex gemeinsam.

Ebenfalls eine Lösung gefunden wurde bezüglich des Themas Nähe – Distanz. Die Mitarbeitenden der Spitex haben die Anweisung, die Kunden zu Siezen. Die Betreuungsperson begegnet jedoch einigen Bewohnerinnen und Bewohnern sowohl als Spitex-Mitarbeitende als auch in ihrer zweiten, mitunter mit grosser Nähe verbundenen Betreungsfunktion. In solchen Fällen darf sie nach interner Absprache mit der Spitex ein ihr angetragenes Du annehmen, sofern Sie das möchte.

 

Rolle der Spitex
Die Spitex Littau ist im WGL-Langbau eingemietet. Sie unterstützt die Bewohner nach Bedarf (Pflege, Hauswirtschaft), ausserdem ist sie in das Notrufsystem der beiden WGL-Häuser eingebunden (mehr dazu siehe Dienstleistungsmodell Seite 17). Diese Lösung ist für alle Seiten ein Gewinn:

➤ Die Spitex verfügt über einen attraktiven, zentral gelegenen und nach eigenen Bedürfnissen konzipierten Standort.
 
➤ Durch die unmittelbare Nähe zu den Bewohnern der beiden WGL-Häuser gewinnt die Spitex potentielle Kunden.

➤ Durch die Spitex im Haus entsteht ein grosser Mehrwert für das Betriebskonzept, das unter anderem darauf abzielt, der älteren Mieterschaft ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Dadurch steigt die Attraktivität der Wohnungen. Das ist auch ein Plus für die WGL als Investorin und als Vermieterin.

➤ Bewohner, die die Spitex nicht beanspruchen, wissen sie doch im Haus.

➤ Der Alltag oder interne Anlässen bieten Begegnungsmöglichkeiten zwischen Bewohnern und Spitex-Mitarbeitenden. Das baut Hemmschwellen bezüglich einer allfälligen Inanspruchnahme von Spitex-Diensten ab.

 

Erste Bilanz nach 1 ½  Betriebsjahren
➤ Die Betreuungsperson findet grosse Akzeptanz. Nebst ihren fachlichen Qualitäten fällt dabei auch ihr Interesse und Feingefühl für Menschen ins Gewicht.

➤ Das 20-Prozent-Pensum der Betreuungsperson ist adäquat. Die Mieterschaft ist dankbar für die Unterstützung und die organisierten Aktivitäten, schätzt aber auch genügend Freiräume.
➤ Die Betreuungsperson fühlt sich von den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht zu sehr vereinnahmt oder zu jovial behandelt, auch wenn man per Du und das Verhältnis fast familiär ist. Vermutlich gereicht ihr zum Vorteil, dass sie auch als Spitex-Fachfrau arbeitet, als solche wahrgenommen und entsprechend respektiert wird.

➤ Die gemeinsame Führung der Betreuungsperson durch die WGL und die Spitex bewährt sich für alle Parteien. Dies nicht zuletzt dank guter Kommunikation.

➤ Die Betreuungsperson wird ihre Funktion voraussichtlich über ihre baldige Pensionierung hinaus weiter ausüben, was der WGL überaus willkommen ist.

➤ Die Mieter estimieren die Spitex im Haus als Sicherheitsfaktor, fünf Personen aus der Bewohnerschaft sind Spitex-Kunden.
 
➤ Einen Bewohner-Mix mit älteren und jüngeren Mieterinnen und Mietern resp. Familien zu erreichen, erwies sich nicht so leicht wie erwartet. In beiden WGL-Häusern wohnen vorwiegend Seniorinnen und Senioren ab 70. Sie unterstützen sich wo nötig gegenseitig. Bei den Paaren mit kleinen Kindern, die sich für die Wohnungen interessierten, war verhaltene Skepsis hinsichtlich der mehrheitlich älteren Bewohnerschaft spürbar. Mit Hilfe von entsprechenden Inseraten, gezielter Kommunikation (Hinweise auf Kindergarten in der Siedlung, Schule in Nachbarschaft, Familien mit Kindern in den anderen Häusern der Neuhushof-Siedlung) sowie persönlichen Gesprächen konnte inzwischen je eine Wohnungen an eine vierköpfige Familie und an eine alleinerziehende Mutter vermietet werden. Ziel ist es, dass eine bis zwei weitere Familien sowie langfristig auch mehr Personen im Alter ab 50 und ab 60 einziehen.

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